Jahrestagung Jahrestagung 2023

Moderne Interferenzpigmente – veraltete Messgeometrien – Werner Rudolph Cramer, Cramer

Moderne Interferenzpigmente – veraltete Messgeometrien – Werner Rudolph Cramer, Cramer

Mitte der 90er Jahre wurde das erste portable Farbmessgerät veröffentlicht. Bei der Auswahl der Messgeometrien orientierte sich der Hersteller an Versuchen der Firma DuPont, die bei einem Beleuchtungswinkel von 45° die Differenzwinkel 15°, 45° und 110° vom Glanzwinkel propagierte. Zeiss hatte die Differenzwinkel von 25°, 45° und 75° bei gleichem Beleuchtungswinkel vorgeschlagen. Die Kombination beider Ideen führte zur Kombination von 5 Differenzwinkeln vom Glanzwinkel : 15°, 25°, 45°, 75° und 110°. Diese Auswahl war trotz verschiedener Versuche an Autolacken mit Aluminiumpigmenten willkürlich.

 

Zu diesem Zeitpunkt wurden auch Interferenzpigmente sowohl für die Serien- als auch für die Reparaturlackierung im automobilen Bereich eingesetzt. Diese Pigmente basierten auf einem Glimmerplättchen als Trägermaterial, das mit einem starkbrechenden Metalloxid wie Titandioxid ummantelt war. Farbmetrisch wurde es wie Aluminium-pigmentierte Lacke mit dem damals neuen Messgerät gemessen, das nur einen Beleuchtungswinkel besaß.

 

Im Jahre 2000 wurde ein Unterausschuss des amerikanischen ASTM gegründet, der im Jahre 2008 eine „Standard Test Method for Multiangle Color Measurement for Interference Pigments“ herausbrachte, in der eine zweite Beleuchtung bei 15° sowie ein zusätzlicher Differenzwinkel von -15° definiert wurden. Die Basisgeometrien blieben dieselben wie im Jahre 1995.

 

Seitdem sind verschiedene neue Interferenzpigmente entwickelt worden, teilweise mit unterschiedlichen Trägermaterialien und teilweise auf Basis neuer Produktionsverfahren. Auch neue Interferenzpigmente, deren Farbverläufe auf Brechungen basieren, „erblickten das Licht der Welt“. Obwohl hier ganz neue Effekte entstanden, wurden und werden diese Pigmente farbmetrisch mit den „alten“ Messgeometrien behandelt.

 

Einerseits fehlen bei den Messinstrumenten Geometrien, um den „Regenbogen“ der Interferenzpigmente, der auf Brechungen beruht, zu erfassen. Andererseits spiegelt keine der Geometrien der Messinstrumente die Geometrien beim visuellen Bewerten am Fenster oder in der Lichtkabine wider

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